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Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung "Raumfrequenz" im Kunstraum Vincke-Liepmann in Heidelberg im Herbst 2022.
Verfasst von ©CarolinEllwanger2022, Kunsthistorikerin, Kulturamt für Bildende Kunst Mannheim
„Raumfrequenz“ titelt die Künstlerin die aktuelle Präsentation in den wunderbaren Räumen der Galerie Vincke Liepmann.
Kathrin Hoffmann hat hierfür Arbeiten aus unterschiedlichen Werkgruppen ausgewählt, allesamt Arbeiten der letzten Jahre, ergänzt um ganz aktuelle, hier erstmals gezeigte Bilder, die sich in dem Raum links von uns befinden.
Die chronologische Betrachtung der Werke eröffnet uns als Betrachter eine poetische Erzählung von Licht, Form und Farbe. In der Abfolge der Werke treten realistische Formen und Naturdarstellungen immer weiter in den Hintergrund. Der sich öffnende Innen-Raum ist das zentrale und nahezu alle Arbeiten verbindende Motiv.
Ich werde in Worten durch die Ausstellung gehen und einzelne Werke herausgreifen. [...] Betreten wir nun diesen Raum, so sehen wir uns einer Reihe an Werken gegenüber, die die Idee von Natur weiterführen und ebenso ein Zusammenspiel von Natur und urbaner Architektur eingehen. Die Serie der „Raumblicke“, so die Werktitel, eröffnet uns unterschiedliche Blickachsen und Raummöglichkeiten.
So bleibt offen, ob wir in einen Raum hinein, oder aus einem Fenster hinaus in die Natur blicken. In den Werken „Raumblick“ 1-2 und 4 könnte uns das Naturschauspiel verschneiter Berggipfel auf der Videoscreen einer Ausstellungsarchitektur präsentiert sein. Wohingegen man bei „Raumblick“ 4 meint, durch die offene Galerie eines futuristischen Berghotels zu wandeln. Die Wirklichkeit der Landschaft verschmilzt hier zu surrealen Szenen.
In ihrer Malerei bedient sich Kathrin Hoffmann unterschiedlicher Bildwirklichkeiten, die sie zitiert und neu zusammensetzt.
Ausgangspunkt ihrer Gemälde sind fotografische Vorlagen. Ob zufällig gefundene Fotografien, persönliche Schnappschüsse, Flyer oder Postkarten, Zeitungsbilder oder Bilder der virtuellen Welt. Ausgewählt wird, was das ästhetisches Interesse der Künstlerin weckt. Dabei kombiniert sie Fragmente dieser Bilderwelt am Computer zu komplexen Kompositionen, die ihr als Motiv für ihre Ölgemälde dienen. Ihre Werke sind sehr bewusst arrangierte Collagen.
Kathrin Hofmann arbeitet in der Königsdisziplin der Malerei, in Öl. In ihrem malerischen Werk hat sich die Hamburger Künstlerin eine singuläre Position erarbeitet. Ihre Ölgemälde entstehen in einem oft mehrmonatigen Malprozess in lasierendem Farbauftrag. In Technik, Präzision und Komposition bestechend, beherrscht Kathrin Hoffmann ihr Medium.
In der weiteren Abfolge der Bilder treten die realistischen Räume zugunsten architektonischer Formkompositionen immer weiter in den Hintergrund.
“Das Fenster zum Hof“ aus dem Jahr 2020 ist nach Aussage der Künstlerin das erste Bild, in dem der Innenraum größere Bedeutung gewinnt.
Die Idee von Natur ist mit einer einzelnen Wolke am fernen Himmel präsent. Das Thema „Innenraum“ hat sich in der Zeit des Lockdowns für Kathrin Hoffmann verstärkt. Einer Zeit, in der für den Großteil unserer Gesellschaft die äußere Welt massiv eingeschränkt wurde und man sich in die eigenen vier Wände zurückzog. Eine Zeit der herausfordernden Reduktion auf das Innen und auf das Selbst.
Im „Fenster zum Hof“ löst das Spiel mit Blickachsen und Linien den Raum in die Abstraktion auf. Das Auge des Betrachters springt von Form zu Form, die Dreiecke scheinen sich ineinander zu verschachteln.
In „X“ ist nur noch das hereinfallende Licht, das sich auch hier an einer Raumkante bricht, Zeichen der äußeren Welt.
Lichtachsen, die die Bildausschnitte scharf konturieren, den Raum in Hell und Dunkel schneiden. Deutliche Kontraste, Licht und Schatten, laden die Bilder Hoffmanns zu phantastischen Szenen auf, die dieser Realität enthoben sind.
Das Licht in den Gemälden von Kathrin Hoffmann hat etwas Magisches. Es ist von rätselhaft durchdringender Kraft und erzeugt eine Erhabenheit.
Unterstützt wird diese Wirkung durch die Wahl der Farben. Die Farbe Blau dominiert. Blau gilt in ihrer Symbolik als die tiefste aller Farben, als die Farbe der Sehnsucht, in der sich der Blick verlieren kann.
So grundiert Hoffmann ihre Leinwände auch mit der Farbe Phtaloblau. An den Keilrahmen laufen Farbspuren dieser Grundierung weiter, die ganz bewußt sichtbar bleiben und mit der Bildfläche kontrastieren.
In der Arbeit „wesentliche Dimensionierung“, ist der gestische Auftrag der Farbe noch deutlich sichtbar. Ein spannender Kontrast zu den glatten, fast poliert wirkenden Bildflächen.
Bewegen wir uns nun weiter in den nächsten Raum mit den jüngsten Arbeiten der Künstlerin: ein dramaturgischer Höhepunkt in der Verdichtung der Formen und in der Konzentration des Lichts.
„Echo“ - so der Titel des Bildes links, wiederholt in allen Farbbereichen das Blau Violett und Ockergelb, das durch den leuchtenden Himmelsstreif sichtbar ist.
Hoffmann baut ihre Bilder stets von hinten nach vorne auf. Das, was im Bildvordergrund ist, entsteht im letzten Farbauftrag.
„Element Blocks II“ ist ein absolut faszinierendes Werk. Die in kristallinischen Kuben lasierend übereinander liegender Formen, lassen einen Bildraum entstehen, der nicht zu greifen ist. Die Komposition ist die wahre Protagonistin.
Kathrin Hoffmann hat in die Schichtungen dieses Werks ein Bildzitat des Deutschamerikaners Lyonel Feininger eingewebt. Und tatsächlich lassen sich deutliche Verbindungen zu den Bildarchitekturen Feiningers und zu den ins Licht strebenden Formen seiner Ölgemälde der 1920-er Jahre herstellen.
Sehr bemerkenswert ist auch die kleinformatige Arbeit „Kuben I“ an der folgenden Wand, die zusammen mit zwei weiteren Lichtstudien ein Triptychon bildet.
Die Malerei von Kathrin Hoffmann versetzt die Räume in Schwingung. Ein pulsierender Rhythmus zieht sich von Bild zu Bild. Nicht nur wir als Betrachter treten in einen Dialog mit diesen intensiven Bildern, die Bilder stehen auch zueinander in dynamischem Austausch.
Das Changieren der Farben und Formen, die Dopplung der Bildkomponenten, die wie ein Echo von einem Bild auf das andere referieren, erzeugen eine kraftvolle Schwingung. So könnte der Titel „Raumfrequenz“ kaum treffender gewählt sein. Kathrin Hoffmanns Bilder gehen über das visuelle Erleben hinaus. Mit den hier ausgestellten Werken erzeugt sie einen Klang, der nachhallt. |
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